Freitag, 7. November 2014

Don't leave it's falling

Ich war seit langer Zeit wieder unterwegs und habe ein paar Fotos geschossen. 



Seit ich weg war hat sich wirklich vieles geändert, die Jahreszeiten, meine Semester, Ferien, Freunde,..


Über Neujahr war ich bei meiner eigentlich besten Freundin, wir kennen uns nun schon mehr als zehn Jahre, es war einsam dort. Dementsprechend schlecht ging es mir auch. Wir hatten uns auseinander gelebt, sie hatte einen Freund,..


Im Frühling sollte eigentlich alles aufblühen und zu neuem Leben erwachen, nur ich war immer noch versteinert. Meistens saß ich allein in meinem Zimmer, hab Filme geguckt, Sachen nachgelesen. Ich war vollkommen überfordert ganz alleine zu arbeiten für meine Bio PL. Für mich war es unerklärlich warum ich soetwas banales nicht tuen konnte...


Mein Musikgeschmack hatte sich auch geändert, nun hörte ich Nirvana und Punk Rock und nicht mehr den Oldie Sender im Radio. Ich hatte mich verändert, wurde lebloser


Ich wurde träge, habe kaum Hausaufgaben gemacht, konnte mich zu nichts aufraffen. Es hatte alles seinen Sinn verloren, einfach so. Ohne, dass ich es bemerken konnte


Ich habe angefangen einen Standard-Tanzkurs zu machen. Dafür brauchte ich ein riesen großes Stück Überwindung, da ich schon von klein auf nie offen oder selbstbewusst war.
Es war anfangs wirklich hart aber zum Glück stand mir da immer eine Freundin bei.


Eines Tages war ich im Samstagskurs. Als wir tanzten bin ich mitten in der Drehung über meine eigenen Füße gestoplert und wir mussten furchtbar drüber lachen. Das war der Anfang von einer wirklichen schönen Geshchichte..

Wir haben zusammen auf der Party getanzt und sind früh gegangen. Wir haben uns an die Alster gesetzt und Vodka-Pfirischsaft getrunken. Ich hatte so viel getrunken, dass er mir helfen musste zu gehen..


Den Samstag danach hat er mich gefragt ob ich mit ihm zu dem Ball gehen will, natürlich habe ich ja gesagt. Es lief alles wieder besser, insgesamt war meine Laune besser und ich hatte mehr Energie. Dafür hatte ich auch Phasen in denen es sehr viel schlimmer war als davor, aber die guten Zeiten dazwischen waren es mir wert.



Bis zum Ball hatte ich 7 kg abgenommen.. 
Und da war er der große Tag, nur sehr anders als ich ihn mir vorgestellt hatte.
Der Tanz mit ihm war wundervoll, auch wenn es so eng war auf der Tanzfläche war, dass mir von alle neben uns auf die Füße getreten wurde. Und da er kein großer Tänzer war, sind wir einige Male gestolpert. 
Der Abend endete darin dass er früh gehen musste, und wir uns beide total betrunken haben. Ich auf einem Geburtstag und er mit seinen Freunden.


Die 7 kg hatte ich wieder, die bedrückte Stimmung auch. Es war genau wie davor, als wäre er nie da gewesen.
Ich versuchte es auszublenden und es so gut wie möglich zu überleben. Es war schwer, aber wann war es schon mal leicht für mich? 


Die Sommerferien waren vorbei und ich zählte die Tage bis zum nächsten Tanzkurs. Es gab für mich keinen Grund kein Ziel mehr. Hausaufgaben konnte ich nicht machen. Ich wusste es ist mein letztes Jahr und alles zählt fürs ABI, aber wozu brauch ich ABI wenn es nicht mal klar ist ob ich Zukunft habe? Es hatte schon lang seinen Sinn verloren..


Ich kämpfe mit jedem Mittagessen, jedem Bissen. Mein Gewicht schwankte hin und her. Mal hatte ich 2 kilo abgenommen und dann wieder einen zugenommen. Wieder einen abgenommen und wieder diesen zugenommen. Ich wollte hungern, und litt unter unkontrollierbaren Fressanfällen.


Mit der ersten Tanzstunde seit dem Ball kam es alles wieder zurück. Ich saß in der Bahn und mir war übel vor Angst. Heiß-kalt, zittrig, mit einem pochenden Herzen und weichen Knien. Doch danach war es sehr viel schlimmer. Es lief nicht wie ich es mir vorgestellt hatte und der Kurs war vorbei, ich stand da ganz alleine. Ich bin automatisch in die Bahn gestiegen, doch ich konnte es nicht aushalten und musste nach einer Station rausgehen. Ich stand wieder dort, nur diesmal wünschte ich mir unter der Bahn zu sein.


Ich musste die male danach aufpassen, dass ich nach dem Kurs nicht allein war. Ich hatte Angst ich würde die Kontrolle über mich verlieren. Auch wenn ich mich nicht mit ihnen verabredet hatte saß ich auf einmal vor ihrer Haustür, weil mir war klar um alles auf der Welt darfst du jetzt nicht alleine sein. Ich bin ihnen so dankbar dass sie sich selbst dann für mich immer Zeit genommen haben.


Die Morgen waren seit dem Schuljahresanfang um einiges schwerer geworden. Vor den Sommerferien suchte ich jeden Morgen nach einem vernünftigen Grund aufzustehen, und es fiel mir schwer wenn ich erkannte, dass es an diesem Tag keinen gab. Aber nun war ich nicht einmal bei vollem Bewusstsein morgens. Es war als wäre mein Schlaf viel tiefer geworden, als bräuchte ich unglaublich viel Schlaf. Jeder Morgen war ein Kampf.


Die Herbstferien kamen. Langsam schlich sich bei mir die Angst ein. Ich erinnerte mich an die Zeit vor einem Jahr und wie es anfing sehr schlimm zu werden. Die Tage wurden kürzer, weniger Sonne und es wurde kälter. Ich wusste bis zum Winter werde ich wieder innerlich eingefroren sein. Und es machte mir Angst, verdammt Angst.
Es war nicht sehr angenehm zu fühlen wie man kalt ist, still und ruhig aber eigentlich will man schreien. Es ist ein schreckliches Gefühl, was mir nun bald bevor stand.
Aber was dieses Jahr von den anderen unterschied war, dass ich nicht einfach einfrieren durfte, nicht wo all die Vorabiklausuren kamen und die Abivorbereitungen!  Ich hatte wirklich keine Ahnung wie ich das in meinem Zustand schaffen konnte.


Ich war die ganze Zeit zuhause in den Herbstferien. Für mich ungewohnt aber so hatte ich viel Zeit mich mit Freunden zu treffen. Sonntag saßen wir abends bei mir, um noch die Reste von dem Geburtstag zu leeren. Sie hatte ihren Bruder mitgebracht, ich kannte ihn nur wenig. Er war kurz auf ihrem Geburtstag aufgetaucht und mich angesprochen aber mehr nicht. Und plötzlich hatte er mein Knie als Kopfkissen benutzt. Soetwas war für mich sehr seltsam, wo ich Monate brauche um mit jemandem offen reden zu können, zumindest ohne vollkommen unsicher zu sein. Und er sah mich zum zweiten Mal und war doch so vertraut als würden wir uns ewig kennen.


Der Abend wurde zur Nacht und ich hatte mal wieder viel getrunken, wir waren draußen und saßen auf dem Bürgersteig. Ich hatte in meinen Gedanken nicht daran gedacht mir etwas über zu ziehen, und so war mir für Oktober ein bisschen kalt in T-Shirt und kurzem Rock. Er hatte mir seine Jacke geliehen, wir waren schon zusammen dorthin gelaufen und lagen jetzt auf dem Boden. Sein Kopf auf meinem Knie und meiner auf seinem Bauch.


Ich bin mir nicht sicher, was es war, aber die Male danach waren wir bei ihr und auch ihrem Bruder und es lief ähnlich. Ich war mir nicht sicher was es war, aber es hat mir geholfen ihn und die Tanzkurse zu vergessen.


Ich habe nun abgeschlossen mit ihm. Ich denke nur selten an ihn und an die Tanzschule. Es geht mir immer noch schlecht aber ich bin schon dran gewöhnt. Ich habe nun einen Therapeuten der mir hoffentlich dabei helfen kann. Es ist wieder still geworden in meinen Gedanken und das macht mir Angst. Es macht mir Angst so ruhig zu sein, so leer zu sein. 
Auch wenn es sich bessern wird, ich habe noch zu kämpfen. Es ist noch kein Ende in Sicht.

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